Empfänger unbekannt
„Empfänger unbekannt“ von Kressmann Taylor
Theaterstück / 15+ / für die Klassenstufen 9, 10, 11, 12, 13
Infobrief für Schulen Programmheft
Themen:
Rechtsruck und Propaganda, Freundschaft und Verrat, politische Radikalisierung, Fake
News, Demokratie und Zivilcourage, Radikalisierung durch Soziale Medien
Empfohlen für die Fächer Deutsch, Politik, Geschichte, Religion, Philosophie, Ethik,
Darstellendes Spiel
Inhalt: Zwei Freunde, zwei Geschäftspartner, zwei Seelenverwandte. Eine enge, herzliche Verbindung, die auch über Kontinente hinweg durch Briefe aufrechterhalten wird – bis sich etwas verändert. In einem der beiden Länder greift politische Propaganda immer stärker um sich – und auch die Briefe werden davon durchdrungen. Der Ton wird rauer, fremder. Die einst so vertrauten Worte wirken kalt, sogar feindlich. Was ist passiert? Hat sich der einst beste Freund wirklich so sehr verändert? Oder versucht er, sich vor der Überwachung zu schützen? Ist es noch derselbe Mensch, oder zeigt er jetzt sein wahres Gesicht?
In ihrer eindringlichen Erzählung Empfänger unbekannt erzählt die US-amerikanische Autorin Kressmann Taylor von einer Freundschaft, die durch politische Ideologien zerstört wird. Das Stück zeigt auf beklemmende Weise, wie radikale Haltungen in das Privateste eindringen – bis es um nicht weniger als Leben und Tod geht.
„Empfänger unbekannt“ stellt zentrale Fragen, die heute aktueller denn je sind:
Wie geht man damit um, wenn sich ein nahestehender Mensch durch politische Einflüsse verändert?
Wie kann man reagieren, wenn jemand in Verschwörungstheorien, Fake News und Hetze abdriftet?
Wie stark ist der Einfluss von Gesellschaft und Propaganda auf unser Denken und Handeln?
Was kann ich tun, wenn ich merke, dass sich unsere Welt in eine gefährliche Richtung bewegt?
Das Theaterstück bietet Jugendlichen einen emotionalen Zugang zu diesen Themen – jenseits von Zahlen, Fakten oder trockenen Diskussionen. Es sensibilisiert für Mechanismen von Radikalisierung und macht Mut zur Reflexion, zum Hinterfragen, zur Positionierung.
In der Inszenierung des jungen schauspiels lübeck (Regie/Inszenierung: Film- und Theaterregisseurin Riccarda Russo & Regisseurin Catrin Mosler) verschmelzen filmische Elemente in Videoprojektionen mit kraftvollen, gesprochenen Texten auf der Bühne.
Es spielen: Michael Fuchs (Mitglied des Schauspiel-Ensembles am Theater Lübeck) und, im Video, Quintus Hummel (Schauspieler aus Hamburg).
Abgerundet wird die Inszenierung mit einem eigens für das Theaterstück komponierten Soundtrack des Musikers Martin Baumgartner.
Das Stück dauert ca. 50 Minuten.
Im Anschluss führen wir theaterpädagogische Workshops, unser theaterpädagogisches Demokratie-Projekt durch, entwickelt von Anne Wittmiß, einer erfahrenen Theaterpädagogin und Kulturvermittlerin des Landes Schleswig-Holstein. Die Vor- und Nachbereitung kann flexibel in verschiedenen Modulen gebucht werden.
Besonders geeignet ist „Empfänger unbekannt“ für Demokratiebildung an Schulen, z.B. im Rahmen eines Demokratietags.
Kontakt und Buchung
k.leistert@junges-schauspiel-luebeck.de
t.horstmann@junges-schauspiel-luebeck.de
Autorin
Kressmann Taylor
geboren 1903 in Portland, Oregon (USA), war Schriftstellerin, Werbetexterin und Dozentin für kreatives Schreiben. Internationale Bekanntheit erlangte sie mit ihrer 1938 veröffentlichten Erzählung Adressat unbekannt (Originaltitel: Address Unknown), die in Form eines fiktiven Briefwechsels den schleichenden Aufstieg des Nationalsozialismus und seine zerstörerischen Folgen thematisiert. Das Werk wurde zunächst anonym veröffentlicht, da der Verlag eine Veröffentlichung unter einem weiblichen Namen für zu riskant hielt.
Kressmann Taylors Text wurde weltweit zum literarischen Mahnmal gegen Faschismus und politische Verblendung. In den 1990er Jahren wurde die Erzählung neu entdeckt und als Schullektüre sowie auf Theaterbühnen international rezipiert.
Die Autorin unterrichtete viele Jahre am Gettysburg College und verstarb 1996 in Kalifornien. Adressat unbekannt bleibt bis heute ein eindrucksvolles Plädoyer für Menschlichkeit und Zivilcourage.
Inszenierung/Ausstattung
Film- und Theaterregisseurin Riccarda Russo
studierte Theater, Film- und Medienwissenschaft sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Während des Studiums war sie in freien Theaterkollektiven aktiv. Ihre erste Regiearbeit, die Stückentwicklung „Empfang der Ehrengäste“ wurde 2016 im Ateliertheater Wien uraufgeführt und zum internationalen Studententheaterfestival Drehbühne in Brno/Tschechien eingeladen. Nach dem Studium absolvierte sie ein viermonatiges Redaktionspraktikum bei der Kölner Dokumentarfilmproduktionsfirma Broadview TV. Es folgten Assistenzen beim Internationalen Kinofilm in den Bereichen Regie, Kamera und Produktion.
In der Spielzeit 2018/19 war Riccarda Russo als freie Regieassistentin am Theater Bonn, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Jungen Schauspielhaus Hamburg engagiert.
Schauspiel
Michael Fuchs
ist seit 2019 Mitglied des Schauspielensembles des Theater Lübeck. Davor arbeitete er als Schauspieler an renommierten Theatern wie dem Nationaltheater Mannheim, dem Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Thalia Theater Hamburg oder dem Staatsschauspiel Hannover. Er ist in Film und Fernsehen zu sehen und produziert seit vielen Jahren auch eigene Projekte, die ein breites Spektrum von musikalischen Lesungen bis hin zu theaterpädagogischen Projekten abdecken. Seit 2023 ist Michael Fuchs der Künstlerische Leiter des jungen schauspiel lübeck. In den Inszenierungen „Hey, Hey, Hey Taxi!“ und „Empfänger unbekannt“ steht er als Schauspieler auf der Bühne.
Theaterpädagogik
Tobias Horstmann
ist Theaterpädagoge B.A. und staatlich-anerkannter Erzieher.
Der gebürtige Lübecker ist nach seinem Theaterpädagogik-Studium am Campus Lingen der HS Osnabrück in seine Heimatstadt zurückgezogen. Beruflich beschäftigt er sich nun vor allem mit kultureller Bildung und der Vermittlung von Theaterangeboten an verschiedene Zielgruppen.
Ihn interessiert besonders das Theater für junges Publikum und das Schaffen von nachhaltigen Theatererlebnissen, in denen sich alle wiederfinden können. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen aktuelle gesellschaftspolitische Themen, partizipative Theaterformate und intermediale wie interdisziplinäre Projekte.
Katja Leistert
ist Diplom-Sozialpädagogin und staatl. anerkannte Erzieherin. Neben langjähriger Erfahrung in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien in Kinderkrippen, Kindertagesstätten, Schulen, Beratungsstellen und in der pädagogischen Einzelbetreuung arbeitet sie seit vielen Jahren auch viel an der Schnittstelle zwischen Kunst, Theater und Pädagogik. Dazu gehören u.a. interkulturelle Kunst- und Theaterprojekte in multikulturellen Kindertagesstätten und Schulen sowie in Kooperationen mit Jugendämtern und Kinder- und Jugendtheatern, u.a. mit dem Jungen Nationaltheater Mannheim. Katja Leistert ist seit 2023 die Pädagogische Leiterin des jungen schauspiel lübeck.
Anne Wittmiß
arbeitet als freischaffende Regisseurin, als Theaterpädagogin und als Kulturvermittlerin in SH. Besonders wichtig ist es ihr, durch partizipative Öffnung Zugänge zum Theater zu schaffen und Kunsterlebnisse nachhaltig wirken zu lassen.
Nach dem Studium an der FAU Erlangen-Nürnberg war Anne Wittmiß als Regieassistentin am Jungen Ensemble Stuttgart und als Theaterpädagogin am Mecklenburgischen Staatstheater angestellt. Seit 2020 ist sie selbstständig undinszenierte bisher in Stuttgart, Baden-Baden, Heidelberg, Paderborn, Kiel, Freiburg und Chemnitz. In ihrer Heimatregion Schleswig-Holstein arbeitet Anne Wittmiß mit dem Schwerpunkt Theater für Junges Publikum in ländlichen Räumen.
Für das junge schauspiel lübeck hat sie 2024 sehr erfolgreich die Inszenierung „Raus aus dem Haus“ (2+) verantwortet.